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FIA World Rallycross in Frankreich mit Stohl Racing

Mein Nachbericht zu meinem Einsatz als Team Coordinator beim FIA World Rallycross Lauf in Lohéac / Frankreich mit dem World RX Team Austria und der Stohl Racing GmbH.

World RX Team Austria

World RX Team Austria

Ende August bekam ich von meinem langjährigen Freund Martin eine unscheinbare WhatsApp Nachricht, die lautete „Hallo Walter. Alles klar bei Dir?“ Ich kenne Martin bereits seit unseren allerersten Rallyeeinsätzen im Jahr 2001 und wenn er mir schreibt, hat es eigentlich immer mit Motorsport und Rennen zu tun. Martin war bereits als Teamkoordinator für das X-Raid Team bei der Dakar Rallye und als Teammanager bei diversen Formel 3 Teams im Einsatz. Momentan ist Martin als Teammanager für das World Rallycross Austria im Einsatz. Bei seiner Anfrage handelte es sich um einen Notfall, da er für das nächste Rennen in Frankreich am ersten Septemberwochenende eine Terminkollision hatte. Eigentlich war ich für dieses Wochenende zu einer Hochzeit eingeladen, aber nach einer kurzen Rücksprache mit dem Bräutigam meinte dieser nur: „Das musst Du machen!“

Immer in Verbindung mit dem Team und den Fahrern

Immer in Verbindung mit dem Team und den Fahrern

Und so kam es, dass ich mich am 3. September von Steyr nach Wien aufmachte, um einen Flug über Paris nach Rennes in der wunderschönen Bretagne zu erwischen. Die neunte Runde der FIA World Rallycross fand auf der ältesten Rallycross Strecke Frankreichs, im beschaulichen Ort Lohéac statt. Bei meiner Anreise wurde ich von Günther, dem CTO des Race und Test Departments der Stohl Racing GmbH begleitet. Die erfahrene Mannschaft von Stohl Racing betreut die beiden Fahrzeuge des World Rallycross Austria Teams und organisiert auch die Einsätze vor Ort. Das Fahrerteam wird vom Mastermind und Teamchef, Max Pucher, sowie dem ehemaligen Rallye Gruppe N Weltmeister, Manfred Stohl, gebildet.

Rallycross Paddock in Lohéac

Rallycross Paddock in Lohéac

Nachdem es mein Gepäck leider nicht von Paris nach Rennes geschafft hat, musste ich mir zuerst mal eine Zahnbürste und Pasta besorgen. Zum Glück hatte Günther genug Teamkleidung mit, sodass ich wenigstens von dieser Seite her gut ausgestattet war. Der Freitag begann mit dem Kennenlernen der Mechaniker und der „Catering-Crew“, bestehend aus dem Urgestein Hans. Die Chemie stimmte von Anfang an und ich merkte sofort, dass die Jungs eine Ahnung von ihrem Fach hatten. Nach einem kurzen Rundgang durch das Paddock bemerkte ich, dass ausnahmslos alle Teams bereits ihre Zelte aufgebaut hatten, nur bei unserem Slot war lediglich ein einsamer Volvo Auflieger zu sehen. Das lag daran, dass der große MAN Truck mit Manfred’s Rallyeauto, dem Zelt, den Reifen und allen Lebensmitteln noch irgendwo rund um Paris im Stau stand. Genau an diesem Tag protestierten die französischen Bauern und legten mit ihren Traktoren die Autobahnen lahm. Für unseren Ablauf war das natürlich ein Desaster und so mussten wir bei der FIA vorsprechen, um die technische Abnahme der Fahrzeuge zu verschieben. Zum Glück wurde unser Fall als „Force Majeure“ eingestuft und wir bekamen eine Sondererlaubnis der technischen Kommissare.

Blick in den Motorraum durch das Reptilienauge

Blick in den Motorraum durch das Reptilienauge

Nachdem der Truck endlich angekommen war, streikte zu allem Überfluss auch noch die Hydraulik der Ladebordwand und wir konnten Manfred’s Ford Fiesta Supercar nicht entladen. Das Auto blieb einfach in 2 Meter Höhe in der Luft und wir bekamen nach einer Notreparatur der Hydraulik endlich das Auto auf den Boden und absolvierten im Anschluss die technische Abnahme problemlos. Somit schaffte ich es gerade noch zur Probe des Ampelstarts, wo zur allgemeinen Überraschung lediglich die beiden Newcomer Guy Wilks und Guerlain Chicherit sowie meine Wenigkeit erschienen. Die Probe war extrem schnell erledigt und so blieb noch Zeit für ein Meet und Greet und Selfies mit den beiden Mini Countryman Fahrern. Nach dem Aufstellen der Zelte und der Küche stärkten wir uns nochmal ordentlich und fuhren danach geschlossen in unser Golf und Spa Hotel in Rennes.

Das Ford Fiesta Supercar in der Luft

Das Ford Fiesta Supercar in der Luft

Der Samstag begann mit der Vorbereitung der Autos für das freie Training und dem obligatorischen Foto aller Teilnehmer an der Startlinie. Danach ging es zur Fahrerbesprechung, bei der nochmal alle Regeln und Abläufe besprochen wurden. Endlich war es dann soweit! Die Motoren wurden angeworfen und alle Fahrer begaben sich so schnell wie möglich zum Vorstart, um möglichst viele Trainingsläufe zu schaffen.

Let the race begin!

Let the race begin!

Bei Manfred’s Auto gab es von Anfang an Probleme mit dem Turbo und darüber hinaus riss auch noch eine Antriebswelle. Im Nachhinein betrachtet war es glückliche Fügung, dass uns der Schaden während der Proberunden ereilte. Nachdem das Auto wieder repariert war, freuten wir uns schon auf die ersten „scharfen“ Runden gegen die ersten Kontrahenten. Meine beiden Fahrer zogen sich sehr ordentlich aus der Affäre und wir übernachteten mit Manfred an der 7. Stelle und Max an der 27. Stelle. Zur Krönung des Tages durfte ich meine Jungs zur Autogrammstunde begleiten und konnte beobachten, wie alle Stars Unterschriften gaben und interviewt wurden. Für das Team war dieser Samstag ein durchaus gelungener Tag, nachdem wir mit Manfred gute Chancen auf den Einzug ins Halbfinale hatten.

Autogrammstunde und Interview am Samstagabend

Autogrammstunde und Interview am Samstagabend

Am nächsten Morgen konnte man das Adrenalin förmlich im Morgentau spüren und wir waren allesamt hochmotiviert, diesen Renntag zu unserem Tag zu machen. Jedoch fing gleich das Warm-Up mit Leistungsproblemen an Manfred’s Auto an und wir mussten uns umgehend auf die Fehlersuche begeben. Zum Glück wurde der Übeltäter in Form des Turbos rasch entlarvt und somit stand den nächsten beiden Wertungsläufen nichts mehr entgegen. Bis zur letzten Runde im dritten Lauf lief es für Manfred sehr gut, jedoch wurde er danach von einem Konkurrenten umgedreht und verlor somit über fünf Sekunden. Da das Ergebnis des vorhergehenden Laufs die Startreihenfolge im vierten und letzten Vorlauf bestimmt, bedeutete dies für das Mechanikerteam eine kurze Reparaturzeit.

Manfred Stohl bereit für den Start im Cockpit des Ford Fiesta Supercar

Manfred Stohl bereit für den Start im Cockpit des Ford Fiesta Supercar

Für Max lief es viel besser und er konnte seinen Vorlauf sogar gewinnen! Da war die Freude in der Box natürlich sehr groß und die High Five’s flogen nur so durch die Lüfte. Für Manfred waren nach dem unglücklichen Auftakt die Chancen auf eine Semifinal-Teilnahme nur noch durch extremes Risiko zu wahren. Und so kam es leider, wie es kommen musste. Bei dem Versuch, die engste Linie zu fahren und Zeit gut zu machen, spielte die Felge bei einem Curb nicht mehr mit und ging zu Bruch. Leider blieb es aber nicht nur bei der kaputten Felge, sondern auch die rechte vordere Spurstange riss ab, wodurch das Auto unkontrollierbar in die Bande rutschte. Natürlich bedeutete dies das Aus für das Rennen in Lohéac und die Enttäuschung im Team war natürlich groß. Mit hängenden Gesichtern fingen wir nach der Bergung des Autos an, die Boxen und das Zelt abzubauen und auch die Autos für den Weitertransport nach Spanien bzw. Österreich vorzubereiten. Für die Protagonisten des World Rallycross Austria Teams ging es nämlich gleich am folgenden Wochenende in Greinbach in der Steiermark weiter, wo Max den Angriff auf den österreichischen Meistertitel starten sollte. Für mich war dieses Wochenende jedenfalls eine großartige Erfahrung. Neben neuen Bekanntschaften lernte ich auch die Abläufe in einer für mich neuen Motorsportform kennen und kann jetzt bereits sagen: „I’ll be back!“

Euer Walter Junior

Selfie mit Guerlain Chicherit

Selfie mit Guerlain Chicherit